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Infoblatt William Dampier (1652 - 1715)


William Dampier - eine Kurzbiographie

Der Aufstieg William Dampiers zu einem großen geografischen Entdecker begann ausgesprochen ungewöhnlich, denn in England bekannt wurde er zunächst als Pirat. Das mag aus heutiger Sicht erstaunen, aber auch James Cook bewies wenige Jahrzehnte nach Dampier, dass im damaligen England der erfolgreiche Freibeuter gesellschaftlich genauso geachtet wurde wie der kühne Entdecker.

William Dampier wurde im Mai 1652 in East Coker in der englischen Grafschaft Somersetshire als Sohn eines Landpächters geboren. Er verlor seine Eltern sehr früh und ging bereits mit 16, andere Quellen sprechen von 18 Jahren, als Schiffsjunge zur See. Eine seiner ersten Reisen führte ihn nach Neufundland. Das unwirtliche arktische Klima dort schreckte Dampier so ab, dass er den Entschluss fasste, sich zukünftig nur noch in den wärmeren Gebieten der Erde aufzuhalten.

1673 nahm Dampier in niederländischen Diensten an bewaffneten Auseinandersetzungen in Nordamerika teil. Dabei wurde er wahrscheinlich schwer verwundet, denn er musste die Armee verlassen. Mit 22 Jahren war Dampier Plantagenverwalter auf Jamaika. Zwischen 1675 bis 1678 arbeitete er als Holzfäller in Zentralamerika. In diese Zeit fiel auch der erste Kontakt mit Freibeutern in der Karibik. Dampier schloss sich ihnen an und wurde selbst Pirat.

Mit den Freibeutern unternahm Dampier auch seine erste große Weltreise. Er reiste von Virginia nach Afrika und zurück zum Kap Hoorn (1683) und überquerte dabei zweimal den Atlantischen Ozean. Von Kap Hoorn aus drang er in die Weiten des Pazifik vor. Er segelte über die Philippinen nach China und von dort bis zur australischen Küste. Australien hieß damals noch Neuholland, denn so hatte der Holländer Jansz die Nordküste des unerforschten und weitgehend unbekannten australischen Kontinents 1606 getauft. Der Rückweg führte über Sumatra und das Kap der Guten Hoffnung nach England, wohin Dampier 1691 zurückkehrte.

Nach seiner ersten Weltumsegelung war der Engländer als Forscher und Hydrograph (Gewässerkundler) anerkannt. Entscheidend zu diesem neuen Ruf trugen zwei Bücher bei, in denen Dampier seine Reiseerlebnisse aufzeichnete. Er war jetzt so berühmt, dass ihm die britische Regierung die Leitung einer Expedition anbot, deren Ziel er selbst bestimmen konnte.

Der Forscher entschloss sich, noch einmal zur neuholländischen Küste, also nach Australien zu segeln. Die Expedition dorthin begann 1699. Dampier konnte Meeresströmungen aufzeichnen und Teile der Küsten Australiens und Neuguineas erforschen. Er entdeckte eine Insel und gab ihr den Namen New Britain.

Doch die ganze Expedition endete als einziger Misserfolg, wobei Dampier nicht nur sein Schiff, sondern auch einen Teil seines guten Rufes verlor. Der hervorragende Navigator Dampier hatte nämlich eine fatale Schwäche: er konnte keine Mannschaft führen. Ein Kriegsgericht untersuchte 1702 die Vorfälle während der Reise und sprach Dampier der Grausamkeit gegenüber seinen Untergebenen für schuldig.

Trotz dieses für ihn niederschmetternden Urteils erhielt er 1703 nochmals den Befehl über eine aus zwei Schiffen bestehende Expedition in die Südsee. Doch wieder kam es zu Konflikten zwischen dem Kapitän und der Besatzung. Der schottische Seemann Alexander Selkirk ließ sich nach einem Streit mit einem Offizier auf den Juan-Fernández-Inseln aussetzen. Sein Schicksal regte später Daniel Defoe zu seinem weltberühmten Roman "Robinson Crusoe" an (1719).

Für Dampier endete die Fahrt mit neuerlichen Ärgernissen. Wieder musste er sich nach seiner Rückkehr in England vor Gericht gegen seine Besatzung, die ihm Feigheit, Brutalität und Trunkenheit vorwarf, verteidigen. Völlig entkräften konnte Dampier die Vorwürfe offensichtlich nicht, denn an der nächsten Fahrt durfte er lediglich noch als Lotse (Navigator) teilnehmen (1708 - 1711). Diese letzte große Reise, während der auch der Schotte Selkirk gerettet wurde, war ein Erfolg. Nicht zuletzt Dank des Könnens von William Dampier, der als Navigator die gesamte Expedition 1711 wohlbehalten nach Europa zurückbrachte.

Danach wurde es ruhig um den Entdecker William Dampier. Er starb völlig mittellos im März 1715 in London. Aber er hatte in der Geschichte der geografischen Entdeckungen Bleibendes geleistet: Er erforschte und kartierte als einer der Ersten die Westküste Australiens. Außerdem erkannte er, dass Neu-Hannover, Neu-Irland und Neu-Britannien eigenständige Inseln sind und nicht zu Neuguinea gehören. Nach Dampier wurden u. a. zwei Meeresstraßen und eine Stadt am King Sound im Nordwesten Australiens benannt. Auch seine Aufzeichnungen (über 1.200 Seiten) waren für seine Nachfolger von unschätzbarem Wert.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1652
    William Dampier wurde 1652 in der englischen Grafschaft Somersetshire geboren. Er verlor seine Eltern sehr früh und ging als Matrose auf See. Eine seiner ersten Reisen führte ihn nach Neufundland.
  • 1673 - 1678
    Dampier diente 1673 in einer holländischen Armee, wurde aber wegen einer Verwundung (oder Krankheit) ausgemustert. Nach seiner Genesung arbeitete der Engländer in verschiedenen Gegenden Mittel- und Südamerikas als Seemann, aber auch als Plantagenverwalter. Dabei lernte er die mittelamerikanischen Küstengewässer ganz genau kennen.
  • 1679 bis 1691
    Sein Wissen um den Verlauf der Küsten, um die Wind- und Wasserverhältnisse nutzte Dampier in den Folgejahren aus, als er gemeinsam mit anderen Freibeutern vor allem spanische Schiffe auf deren Weg von Lateinamerika nach Europa jagte. Auf den Kaperfahrten kreuzte er mehrmals den Atlantik, segelte um das Kap Hoorn bis nach Südkalifornien, fuhr von dort aus über den Pazifik bis zu den Philippinen. Nach einer kurzen Zwischenstation in China schlug er einen südlichen Kurs ein und berührte die Küste Australiens. Über Batavia (Jakarta) kehrte Dampier über das Kap der Guten Hoffnung nach England zurück.
  • 1699 bis 1702
    Im Auftrag der britischen Admiralität segelte Dampier mit dem eigens ausgestatteten Expeditionsschiff "Roebuck" über Indonesien nach Australien, wo er die australische Nordwestküste von der Shark-Bay bis zum später nach ihm benannten Dampier-Archipel erforschte. Danach erkundete der Engländer die Nordküste von Neuguinea und die Ascension-Insel. Insgesamt war diese Expedition ein einziger Misserfolg, denn Dampier verlor sein Schiff und wurde 1702 durch ein Gericht in England der Grausamkeit gegenüber seiner Besatzung für schuldig befunden.
  • 1708 bis 1711
    Nicht mehr als Kapitän, sondern als Navigator erlebte Dampier seine letzte große Südsee-Expedition. Sie wurde ein voller Erfolg.
  • 1715
    Der ungewöhnliche Lebensweg Dampiers endete im März 1715 in London, wo er völlig verarmt starb. Der Engländer gehörte zu den bekanntesten Freibeutern seiner Zeit, der jedoch in die Geschichte der geografischen Entdeckungen als Weltumsegler und anerkannter Hydrograph (Gewässerkundler) einging.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 03.06.2012